Bücherkisten-Post von Quitzi vom Groben Unfug, also quasi aus diesem Internet erhalten und gleichzeitig Mitglied einer Taskforce werden: Check. Dazu kommt ein totaler Routerausfall am Anfang eines langen Wochenendes und die gedrosselte Flatrate kurz vor Monatsende, so dass ich nun sogar mehr Zeit als erwartet für dieses kleine Sonderprojekt habe:
Im Vorfeld zweifelte ich doch ein wenig, ob ich – mit zwei zur Zeit stark pubertierenden Geschöpfen gesegnet – für Quitzis Vorhaben die Richtige bin. Doch, doch, muss ich jetzt sagen, nachdem ich mir die Zeit genommen habe, die sechs Bände der neuen Kindercomic-Reihe des Reprodukt-Verlags genauer anzusehen.
Sehr spannend war für mich, dass mein jüngerer Werwolf sich gänzlich unaufgefordert zu mir gesellte und zusammen mit mir auf einen Schlag fünf Comics durchlas, sehr viel giggelte und sichtlich Spaß hatte
Dass die Auswahl insgesamt schon sehr klasse gemacht ist, war für mich schon auf den ersten Blick und das allererste Durchblättern klar. Das sind liebevoll ausgestattet Bände und alle ihr Geld wert (von 8,- bis 18,-€). Hinter den verlinkten Überschriften zu jedem Band findet Ihr „Lese“-Proben – also einige Seiten zum Ansehen, die schon einen sehr guten Eindruck vom jeweiligen Stil geben:
Mouk – Helden der Pedale
Von den drei Bänden für die Nichten und Neffen so um die drei Jahre hat mir Mouk – Helden der Pedale am besten gefallen: Die drei Freunde Mouk, Schawapa und Popo machen eine Fahrradtour, auf der so gut wie alles schief geht, verkrachen und vertragen sich.
Besonders trickreich um auch die Erwachsenen bei der Stange zu halten (Beim kleinen Maulwurf bin ich im Kino regelmäßig eingeschlafen, trotz allergrößter Verehrung) sind die vielen Gimmicks, die im Hintergrund versteckt sind: Wie viele Tiere (und was für welche :) haben sich denn bitte da im Kirschbaum versteckt? Andere Tiere sind – ähnlich wie die Schildkröte bei Petzi oder die Mucklas bei Pettersson und Findus – durchgehend parallel auf einer zweiten und dritten narrativen Ebene zu entdecken und lassen den 14-Seiten-Band sehr viel umfangreicher erscheinen, die Aufenthaltsqualität ist sehr hoch und unterhaltsam.
Die abwischbare Oberfläche gibt dem Band eine spezielle Haptik, die Eltern von Dreijährigen zu schätzen wissen werden.
Pelle und Bruno – Superflora
ist ein reiner Bildercomic, der mir vom Zeichenstil her gut gefallen hat. Auch in dieser Geschichte geht es um ein gemeinsames Abenteuer zweier Freunde: Pelle bekommt bei der Gartenarbeit Unterstützung von Bruno, der einen Superdünger gemixt hat. Das Experiment geht nach hinten los und auch diese Freunde verkrachen sich.
Kleiner Strubbel – Trubel im Gemüsebeet
Knuffig sieht er aus, der kleine Strubbel, der draußen in der Welt Abenteuer erlebt, in Gefahr gerät und sich nach seiner Mama sehnt, zu der er nach erfolgreichen Krisenüberwindung wieder zurückkehrt.
Ich bin vermutlich schon etwas zu weit von dieser Altersklasse weg, für Dreijährige sind die beiden Bände sicher ganz prima.
Kiste
ist ein ähnlich sympathisch trottliger Charakter wie Sponge Bob. Immer mit der besten Absicht handelnd, passieren der Pappkiste die dümmsten Dinger. Die ganze Geschichte – Werkzeugkiste läuft von Zauberer weg, weil sie von ihm nicht gebraucht wurde, schläfert aus Versehen die Eltern seines „Finders“ ein: Nur ein Gegenmittel seines Zauberers kann sie wieder wecken, so dass die beiden sich zu einer abenteuerlichen Reise zurück zum Zauberer machen – wird von den beiden Hauptfiguren tapfer und, ja, glaubwürdig durchgespielt. Liest sich sehr lustig weg.
Ariol
Man sollte sich nicht von der ersten der zwölf Kurzgeschichten über den Schüler Ariol und seine Freunde vom Weiterlesen abhalten lassen. Die war mir zu einseitig Tennislastig. Der Rest ist sehr lustig zu lesen: Die Panik der ersten Verliebtheiten, Klassenstreiche, neue Turnschuhe, das ganze Programm. Dass Ariol ein bebrillter blauer Esel ist, dessen heimliches Vorbild Hengst Heldenhuf heisst und dessen Freundeskreis sich aus sehr menschlichen Schweinchen, Fliegen und Kühen zusammensetzt, irritiert kein bisschen. Meine Lieblingsgeschichte ist „Operation Bankomat“ in der Ariol brillant einen Agenten-Thriller inszeniert simuliert.
Hilda und der Mitternachtsriese
Doch mir als Leserin hat der letzte Band am allerallerbesten gefallen, sowohl von der Optik als auch von der komplexeren Geschichte her. Märchen trifft auf Liebesgeschichte, Science Fiction meets Spiderwicks meets die Optik von Chihiros Reise.
Den Band jedenfalls gebe ich nicht mehr her. Das Fuchshörnchen, die puscheligen fliegenden Woffel, Hilda selbst (endlich eine weibliche Heldin in dieser Comic-Reihe des Reprodukt-Verlages, die Abenteuer zu bestehen hat!) sind so zauberhaft, dass ich schon sehr gespannt auf die weiteren Bände von Luke Pearson bin.
Der Auftakt der Kinderreihe ist dem Reprodukt-Verlag sehr gut gelungen. Wer mal etwas anderes als Disney und Co sucht, kann hier sehr gute Alternativen finden!
Author: Kixka Nebraska