R.I.P. Louise Bourgeois

Der Tod der alten Dame fünf Wochen nach der Vernissage ist unter PR-Aspekten vermutlich nicht das Schlimmste, was den Charlottenburger Ausstellungsmachern passieren konnte. Louise Bourgeois ist am 31. Mai 2010 in New York mit 98 Jahren gestorben. Ein großer Verlust.

Als sehr junge, aufgeweckte Kunstgeschichtsstudentin schleppte ich meinen damaligen Liebhaber – eine Fernbeziehung in Frankfurt – 1989 in den örtlichen Kunstverein, wo Louise Bourgeois‚ erste große Retrospektive in Europa gezeigt wurde. Wir waren frisch verliebt und sehr verwirrt. Die ausgestellten Skulpturen und Installationen wirkten wie Katalysatoren auf unsere ohnehin in Turbulenzen befindlichen Hormone. Madame zeigt keine Pornografie, sie hat den Sex eher um die Ecke gedacht; ihre Installationen zeugen von einer verqueren, nicht unbedingt eingängigen Erotik. „Sexuell aufgeladen“ trifft es ganz gut. Kritisch, erotisch, subtil und auch mit einem sehr schwarzem Humor durchzogen, wirkten ihre Arbeiten auf mich. Den wunderbaren Fotos, die es von ihr gibt, ist der Schalk in ihrem Nacken anzusehen. Madame hatte jede Menge Humor und sah großartig dabei aus. Adriano Sack brachte es in seinem Artikel „Schöne Menschen“ schon im August 2008 auf den Punkt: „Wenn ich heute entscheiden müsste, wem das ewige Leben zu gönnen ist, wäre Louise Bourgeois meine Favoritin.“ — Noch bis zum 15. August 2010: Louise Bourgeois und Hans Bellmer in Berlin: Double Sexus Der Nachruf im Guardian und auf deutsch in der F.A.Z. Louise Bourgeois auf MySpace (?!) Ihre Spinnen sind auch in einem meiner Lieblings-Kunstparks zu sehen: Wanas-Slot in Süd-Schweden Louise Bourgeois. Aller-Retour // 2005 Katalog der Kunsthalle Wien (kostenloser Download)

2 Antworten zu “R.I.P. Louise Bourgeois

  1. kormoranflug

    Soviele Busen, Pimmel, Bälle der Skulpturen möchte ich nicht zu hause haben.

  2. Sie hat doch auch ganz andere Sachen gemacht… Aber Spinnen in der Größe wären selbst mir dann zuviel – zumindest zu Hause :)

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