Der Büro – oszillierende Spurensuche

Meine kleiner und sehr geschätzter Kreis regelmäßiger Leserinnen und Leser erinnert sich eventuell: Ich suche gelegentlich einen Altpapiercontainer auf, um die letzten Restbestände veralteter analoger Informationsträger zu entsorgen. Vor kurzem setzte mich erneut einer der Container in Erstaunen:

Der Aufkleber:

Genau diese Sorte Aufkleber ist mir auch schon vorher aufgefallen – ohne jetzt vertiefen zu wollen, ob ein Altpapiercontainer der optimale Ort ist, um Werbung für was auch immer zu machen:

Ich wohne noch gar nicht so lange hier. Doch diese Aufkleber sind mir im letzten Jahr schon häufiger aufgefallen. „Der Büro“ ist eher nicht dänisch, auch wenn die beiden Protagonisten der Band aus Dänemark kommen: Stopher Secher, Musik und Gesang, genau wie Arne Nielsen, Texte und Gesang, sind beides Dänen. Die Texte sind komplett deutsch.

Arne Nielsen lebt mit Frau, Kind und Hund in Hamburg und fährt Rad. Auf dem ist er mir auch schon mal mit einem „Der Büro“-T-Shirt vor der Nase entlanggefahren – Vielleicht war es auch ein Hoodie oder ein Sweatshirt, egal. Bemerkenswert finde ich die Konsequenz, mit der die Band, dieser Künstler sich selbst promotet. Es gibt eine Facebook-Gruppe mit 144 hauptsächlich dänischen Fans, leicht irritierend, da die Texte tatsächlich alle deutsch sind.

Zweimal habe ich der Büro Songs live erlebt. Ihr Publikum spalten sie in Fans und Verständnislose.

Arne Nielsen, 1971 geboren, immer noch eine jungenhafte Erscheinung, ist nicht mehr wirklich das, was Popstar-Ausgangsmaterial ist, jedenfalls nicht im Sinne einer DSDS-Erscheinung. Die Posen der Popkulturstars zitiert er gekonnt bis ironisch gebrochen. Die Schlagertexte sind sehr eingängig, die Melodien elektronisch-verpoppt, zum Mitwippen geeignet. Sehr schräg, da sein Auftritt permanent zwischen Persiflage und Professionaliät oszilliert.

Arne Nielsen hat Berufserfahrung als Herrenschneider, Tankwart und Friedhofsgärtner. Und das mit dem Oszillieren funktioniert auch in seinen Büchern. Eigentlich ist Arne Nielsen nämlich Schriftsteller. Und bei seinen prägnant-lakonischen Kurzgeschichten ist auch nie so ganz genau klar, was in seinen Stories wirklich passiert.

Sehr niedlich klingt sein dänischer Akzent, der auch in einem reizvollen Kontrast zu den eher düster-schrägen Geschichten steht.  Daher ist es am besten, sich der Büro live anzuhören, auch um den Oszillationseffekt zu erleben. Am 7. Mai ist eine CD-Release-Party in Hamburg angekündigt. Hingehen – und selbst überzeugen! Mir ist die Band ja eigentlich schon deshalb sympathisch, weil sie immer Lakritze dabei haben.

3 Antworten zu “Der Büro – oszillierende Spurensuche

  1. Aber der Name fällt auf
    Der Büro
    da bleibt auf alle Fälle etwas hängen, von der Musik eher weniger, ist nicht meins.
    Der vorleselink geht bei mir nicht, gibt es da noch ein extra klick zu klicken ?

  2. Mist, das ist der Fluch zu vieler geöffneter Tabs im Browser. Der Link stammte noch aus Zeiten, zu denen das Hamburger Abendblatt kostenlos zugänglich war. Ich hatte gedacht, ihn gelöscht zu haben -und habe wohl den falschen Tab gesichert … Danke für den Hinweis!

  3. ♥ für den Satz: „Ihr Publikum spalten sie in Fans und Verständnislose.“
    Ich zähle mich augenzwinkernd zu letzteren, mag aber diesen Beitrag sehr!

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