#rp10: Frauen, Foursquare und Vorschläge

Information overload. Drei Tage re:publica in Berlin: zusammen mit 2.500 anderen Heavy Usern des Internets, überwiegend Digital Residents, Vorträge und Workshops zu digitalen Themen angehört. Zwischen Friedrichstadtpalast, Kalkscheune und Quatsch Comedy Club hinundhergelaufen, nicht immer mit dem optimalen Schuhwerk. Irgendwann den Einfluss eines isländischen Vulkans zu spüren bekommen, als Referenten nicht mehr eingeflogen werden konnten und Vorträge ausfielen. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Organisations-Tweets über alternativen Heimtransport.

re:publica 2010 im Friedrichstadtpalast Berlin Foto: Daniel Seiffert

Meine zweite re:publica. Der Sprung von 1.800 zu 2.500 Teilnehmenden ist gefühlt nicht so groß, wie befürchtet. Sehr viele Gespräche, ein wenig Smalltalk, aber trotz des übervollen Programms immer wieder Gelegenheit, zu längeren und intensiveren Unterhaltungen. Ich habe es irgendwie geschafft, in den drei Tagen an 25 Veranstaltungen teilzunehmen. Highlights waren für mich Peter Kruse, der sehr anschaulich darstellte, warum es einen kulturellen Verständnisgraben zwischen den Teilnehmenden in der gesamten Netzdiskussion gibt. Das andere Highlight war Miriam Meckel, die über die Wichtigkeit des Zufalls sprach. Geschliffen eloquent, eine Spur zu schnell, um die Fülle des Stoffs unterzubringen, was nicht ganz klappte, so das @mspro leider nicht zu Wort kommt.

Ein Problem nicht nur der re:publica: Je größer das Plenum, um so länger scheinen die Fragen und von den Fragestellern für nötig befundenen eigenen Ausführungen zu ihren Fragen zu werden. Und es „fragen“ fast nur Männer. Es scheint da so eine Art Fragestellerbewegung zu geben, so wie es die Neue-iGadgets-Schlangesteher-Bewegung gibt.

Ich habe andere gute Frauen auf der re:publica gehört, auch wenn ich deshalb das Panel zu fenministischen Netzkultur verpasste: Kathrin Passig erklärte schlüssig, „Wie man Leuten nichts beibringt„. Melissa Gira Grant erlebte ich nur kurz vor der obligatorischen Twitterlesung. Sie sprach über „Sex and the Internet. Umso erstaunlicher, dass eine Frau, die sich professionell mit dem Thema auseinandersetzt, (relativ überzeugend) Chatroulette an dem Abend zum allerersten Mal ausprobierte. Ein großer Spaß für das Publikum im Friedrichstadtpalast.

Spannend und unterhaltsam war auch Teresa Bücker, die in „Liebe ist für alle da“ über Beziehungsdarstellungen im Netz referierte und in ihrer Präsentation fast eine Twitterlesung zu dem Thema bot. Ein Tipp: als Paar am besten keine Accounts auf gleichen Plattformen zu führen. (Was in Zeiten, in denen sich Twitter und Facebook derart durchgesetzt haben, quasi nur für Offliner gelten kann.) Während der re:publica habe ich allerdings gleich zwei drei (ansonsten sehr entspannte) Paare erlebt, die sich einen gnadenlosen Wettkampf um das Einchecken und die Sonderbadges bei foursquare lieferten… ;)

Der 4sq Schwarm-Badge war innerhalb der ersten 10 Minuten am ersten Tag im Friedrichstadtpalast klar. Außerdem loggte ich die meisten der von mir besuchten Vorträge, so dass auch der „Overshare“-Badge für > zehn geloggte Orte in zwölf Stunden endlich mir gehörte. Als besonderes Extra weil die #rp10 zufällig auch am 16.4. stattfand, gab es den #4sqDay 2010 Badge. Was leider nicht geklappt hat, obwohl mindestens Johnny, Igor und ich ihn direkt bei foursquare angefragt hatten, war der re:publica-Badge, der analog zum Ignite-Badge thematisch schon großartig gewesen wäre. ok. Nächstes Thema. :)

WLAN und Twitterwall

Hm. Ging so. Wenn sich das auch (wie jedes Jahr, bei den Zuwachsraten) erklären lässt, dass es in dem Moment, wo 2.500 Menschen mit ein bis zwei Devices gleichzeitig auf engem Raum ins Netz wollen, vermutlich zwangsläufig ein Zugriffsproblem gibt, das von den Netzanbietern wohl jedes Jahr wieder unterschätzt wird.

Was mir gar nicht fehlte, war die Twitterwall während der Vorträge. Eher zurückhaltend aufgenommen wurde Johnnys Ankündigung, dass es dieses Jahr keine Twitterwall während der Veranstaltungen geben würde. Mir hat es so besser gefallen, weil ich mich in jedem Fall stärker auf die Vorträge konzentrieren konnte. Was fehlte und meine Anregung N°1 fürs nächste mal wäre: Dafür bitte ein paar Walls außerhalb der Säle. In der Kalkscheune und im Friedrichstadtpalast. Bei fehlendem WLAN wäre es auch nicht schlecht, ein paar der gedruckten Programme auszuhängen. Die lagen vermutlich überall herum, aber immer wenn ich eins suchte …

Sascha Lobo zu „how to survive a shitstorm“ @rp10

Socialising und Party

Keine Followerparty bei Sascha Lobo in diesem Jahr was nach seinem zu recht sehr gut besuchtem Vortrag über „how to survive a shit storm“ und dem Teilnehmerzuwachs vermutlich auch niemanden so richtig erstaunt hat. Schade war es nach meinen Erfahrungen im letzten Jahr trotzdem.

Ebenfalls ein wenig bedauert habe ich die Entscheidung, den Kongress erst am letzten Abend zum Tanzen zu bringen. (Was mit den richtigen DJs besser klappt als man vielleicht annehmen könnte. @Nilzenburger und @kosmar legten sehr tanzbar auf) Am Freitag sind viele schon auf dem Heimweg, die Berliner – ohnehin nicht gerade unterrepräsentiert – deutlich in der Überzahl. Mein Vorschlag N°2: Die Party bitte für den 1. oder 2. Abend einplanen – eher als Auftakt für so viele Vortragsstunden miteinander als als Ausklang. Würde ich jedenfalls favorisieren.

v.l.n.r.: @placetogo, Thomas Knüwer, @PickiHH, @kosmar, Sascha Lobo, @svensonsan, @HappySchnitzel, @vergraemer, @bosch, Jeff Jarvis, @deef. fehlen auf meinem Foto: @baranek @marthadear

Ansonsten: Viel gelernt. Viel gelacht (auch wenn es auch einem öffentlich zugänglichen Foto nicht wirklich so aussieht) aus Versehen auf eine kleine Bühne geraten (zum Glück nur an den Rand, natürlich fing mein Telefon an zu klingeln, ja, es wurde parallel der Live-Podcast von @343max und @mspr0 aufgezeichnet), viele rothaarige Frauen gesehen, einige davon kennengelernt, mit @bosch und @HappySchnitzel in der Eismanufaktur gewesen, auch ohne Party immer spät ins Bett gekommen, einem Mann nahegelegt, er solle wegen seiner Stimme unbedingt mit dem Podcasten anfangen. Selber Komplimente für mein re:dhead-Shirt bekommen (Danke!) Aus Versehen „Klixka“ genannt worden. Auf die Frage „Hältst Du hier auch einen Vortrag“ am häufigsten gesagt und gehört: „Nein, dafür bin ich viel zu schüchtern“. Abschlussveranstaltung aus guten Gründen verpasst. Nette Headbangbilder davon gesehen, da hätte ich sicher mitgesungen. Und mitgebangt.

Tatsächlich noch neue Menschen kennengelernt.

Neugierig geblieben.

Merci nowhere.

Wir. müssen reden. Livepodcast // Gästebank. Foto: Claudia Thomas für re:publica10

Ich empfehle zur AuswertungsVertiefung:

a) Daniel Fiene #rp10 gut im Blog dokumentiert und sein Was mit Medien-Podcast zusammen mit Felix Hügel, @JovelStefan und Herrn Pähler.

b) Svensonsan besonders den Teil, indem er seinem Kind erklärt, was die re:publica eigentlich ist. (filed under: warum ich diese Internetfuzzies so gerne mag)

c) den HZM-Podcast auch wenn der Ton gelegentlich vom Winde verweht erscheint.

13 Antworten zu “#rp10: Frauen, Foursquare und Vorschläge

  1. Pingback: re:publica, dritter Tag | e13.de

  2. Klingt gut, danke für die ausführliche Berichterstattung! Spiele mit dem Gedanken, nächstes endlich mal selbst bei der re:publica dabeizusein …

  3. Miriam Meckel hätte ich ja auch interessant gefunden.

  4. Beim 4sq-Day habe ich mich auch eingeloggt – allerdings habe ich das Badge nie erhalten. Ich würde mal sagen: #fail!

  5. Tja, @bosch, da hast Du wohl einfach vergessen, den nötigen hashtag #4sqday einzugeben.

    @PJ … ich wundere mich ja schon seit letztem Jahr, dass Du nicht dabei bist.

  6. @Kixka: Na toll, woher soll man das auch wissen.

  7. @bosch: Ich beginne sehr nachdenklich zu werden ;) Demnach muss ich das intuitiv eingegeben haben.

  8. Pingback: Holy Moly » Blog Archive » Goodbye everybody - I’ve got to go

  9. klingt nach Digital Residency liebe Kixka ;) #4sqday

  10. Die Dame ganz links auf dem Bild der Twitterlesung müsste @placetogo sein.

  11. Pingback: Mit piratigen Grüßen » Blog Archive » Guten Abend! Die Rückschau

  12. @Jeriko Danke vielmals, ich habe ihren Namen ergänzt.

  13. Pingback: Der Blog-Spiegel zur re:publica 2010 – re:publica 2010

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